Gott verschläft die Zeit
Frühe Prosa
Jörg Drews, Hartmut Geerken, Franz Jung, Klaus Ramm
„Bitte um Aufmerksamkeit. Wenn man den Gründen der überheblichen Unfähigkeit deutscher Schriftsteller nachgehen will, so kann man bei einer solchen Untersuchung die letzten 70 Jahre unberücksichtigt lassen.“ Die mit dieser kämpferischen Geste eingeleitete Schrift, „Gott verschläft die Zeit“, stammt aus dem Jahr 1920. Ihr Autor ist Franz Jung (1888-1963), ein deutscher Schriftsteller, Ökonom und Politiker. Jung geht zurück bis zu den „Wahlverwandtschaften“ Goethes, um die Misere bloßzustellen. Der Punkt, an dem er das von Goethe „unerreicht“ vorgeführte „Verlogene, Heuchlerische, Unfertige, Anmaßende, Gewalttätige, weil Feige“ im deutschen Wesen angreift, ist die „unerhört ekelhafte Beziehungssituation“ zwischen Mann und Frau. Der Geist von Klassik und Romantik ist nicht zu trennen von dem Mief einer verkrüppelten Kultur, „die blaue Blume kann auf dem Misthaufen nicht gedeihen.“ Die literaturkritische Vorrede gipfelt in einem leidenschaftlichen Aufruf zur Revolution.
Der vorliegende Band macht Jungs Text „Gott verschläft seine Zeit“ und „Das Trottelbuch“ einem breiteren Publikum wieder zugänglich.