Gotthold Ephraim Lessings ›Minna von Barnhelm‹ im Kulturraum Schule (1830–1914)
Carsten Gansel, Birka Siwczyk
Gotthold Ephraim Lessing gehört seit Beginn des 19. Jahrhunderts zu jenen Autoren die im kulturellen Gedächtnis in besonderer Weise verankert sind. Dies allerdings war nur möglich, weil es Instanzen gab, die die ›Konservierung‹ wie die ›Pflege‹ der Texte übernahmen. Im Fall von Lessing hat insbesondere die Institution Schule eine herausragende Rolle bei der Inthronisierung des Dichters im Kanon und mithin im kulturellen Gedächtnis gespielt. Erst durch individuelle Wahrnehmung, durch Wertschätzung und Aneignung vor allem im Gymnasium wurde Lessing zu einem Kanonautor. Bislang ist die Rolle des Humanistischen Gymnasium bei der Kanonisierung von G. E. Lessing nur vereinzelt erfasst worden. Nach dem Band mit wissenschaftlichen Beiträgen zu »Nathan der Weise« geht es nunmehr um die Edierung von Beiträgen zu Lessings »Minna von Barnhelm«. Erneut steht dabei eine Publikationsform im Mittelpunkt, die bislang innerhalb der literaturwissenschaftlichen Betrachtung nicht hinreichend beachtet wurde – die Schulprogrammschrift. Die Aufsätze geben Einblicke in die Rezeption von Lessings Stück zwischen 1846 bis 1903. Ermöglicht werden zudem Rückschlüsse über das Verhältnis von Gymnasium und Universität.