Grimmsche Märchen als Spiegel der Seele
Ein Arbeitsbuch für Eltern, Erzieher und Lehrer
Marcus Kraneburg
Die Grimmschen Märchen sind einzigartige Märchen: Sie enthalten ein tiefes Wissen um die menschliche Natur. Sie sind ein Spiegel der menschlichen Seele. Angesichts der enormen Herausforderungen unserer Zeit ist vielleicht nichts wichtiger als das Verständnis des Menschen, seiner Ängste, seines Potenzials und seiner Verwandlungsfähigkeit.
Dieses Buch will die Märchenbilder nicht interpretieren. Sein Ansatz besteht darin, die Bilder selbst sprechen zu lassen. In den fünfzehn ausgewählten Märchen werden die Qualitäten, die in den Bildern verborgen liegen, intensiv herausgearbeitet.
Kinder nehmen die Kraft der Märchenbilder unmittelbar in sich auf. Die Bilder schenken ihnen Vertrauen, Motivation und Zuversicht für ihr Leben. Der erwachsene Leser kann dieselben Kräfte durch das bewusste Verstehen der großen Zusammenhänge ebenfalls in sich erwecken. Dazu möchte dieses Buch anregen.
Die Brüder Grimm setzten den „Froschkönig“ an den Anfang ihrer Sammlung der Kinder- und Hausmärchen. Es beginnt mit den zauberhaften Worten: „In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, …“. Gleich zu Beginn dieses Märchens werden wir in eine weit zurückliegende Menschheitsvergangenheit versetzt. Stellen wir uns ein Seelenleben vor, welches das unsrige an Lebendigkeit bei weitem übertraf. Viel intensiver wogten die Eindrücke in den Seelen der Menschen derjenigen Zeit, auf die das Märchen mit seinen ersten Worten hindeutet. Einen leisen Eindruck von diesem Zustand bekommt man, wenn man sich die Angst vieler Kinder vor der Dunkelheit vor Augen führt. Obwohl sie durchaus wissen, dass im Keller kein Bösewicht steckt, erleben sie die Dunkelheit wie von Wesenhaftem durchwoben …