Gutachten: Berechnung von Typengebäuden in Kiel
Kosten und Maßnahmen bei Neubau und Modernisierung mit und ohne Fernwärmeversorgung (Primärenergiefaktor = 0)
Markus Kempe, Cäcilie Petersen, Dietmar Walberg
Einer der Hauptaspekte der Betrachtung von Gebäuden hinsichtlich ihrer Energieeffizienz ist die sogenannte primärenergetische Bewertung.
Der Primärenergiebedarf eines Gebäudes ist die Hauptanforderungsgröße der Energieeinsparverordnung (zukünftig durch das Gebäudeenergiegesetz GEG ersetzt, Inkrafttreten voraussichtlich 2019) für den Neubau von Gebäuden und gleichzeitig die wichtigste Nenngröße bei den technischen Fördervoraussetzun-gen für Neubauten und Modernisierungen zum Beispiel bei den Förderprogrammen der KfW.
Der rechnerische Primärenergiebedarf bewertet alle energetischen Bedarfsparameter eines Gebäudes, die Anlageneffizienz und auch den energetischen Lebenszyklus des jeweiligen Energieträgers. Diese Bewertung findet sich im sogenannten Primärenergiefaktor des Energieträgers wieder. Je höher dieser Faktor ist, desto schlechter fällt die Gesamtbilanz des Gebäudes aus und muss in der Regel durch andere, meistens durch kostenintensive Maßnahmen, wie die deutliche Verbesserung des Dämmstandards und der verstärkten Nutzung von erneuerbaren Energien ausgeglichen werden.
Vor diesem Hintergrund ist eine intelligente und kostengünstige Nutzung eines Energieträgers mit einem niedrigen Primärenergiefaktor ein wesentlicher Beitrag zum wirtschaftlichen Bauen.
Die Fernwärmeversorgung des Stadtnetzes Kiel der Stadtwerke Kiel AG hat mit Datum vom 06.03.2017 einen zertifizierten Primärenergiefaktor = 0.
Die Auswirkungen dieses Primärenergiefaktors auf das rechnerische Erreichen von gesetzlichen oder fördertechnischen Anforderungen und sich daraus erge-bende wirtschaftliche Vorteile in Bezug auf Bau- sowie Modernisierungskosten sollen in dieser Studie untersucht und bewertet werden.
Die verwendeten Kosten und Vergleichszahlen für die Baukostenermittlungen beruhen auf den Ergebnissen der laufenden Untersuchungen und Auswertungen aus der Tätigkeit der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V.: Der Beobachtung der bauwirtschaftlichen Tätigkeit und der Entwicklung der Baukosten, dem Fördercontrolling und der Evaluation sowie der Unterhaltung umfangreicher Baudatenbanken seit Jahrzehnten.
Die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V., gegründet als Gesprächs-plattform aller am Bau Beteiligten, ist seit 1946 dem wirtschaftlichen Bauen verpflichtet. Sie ist Institut für Bau- und Wohnberatung und Technische Qualitätssicherung in Norddeutschland, anerkannte Bauforschungseinrichtung der Bundesrepublik Deutschland seit 1950, Rationalisierungsinstitut des Landes Schleswig-Holstein seit 1972.