Happy End auf See. Der Wertewandel der Kreuzfahrt im Spiegelbild der Filmgeschichte von Bierod,  Ralf

Happy End auf See. Der Wertewandel der Kreuzfahrt im Spiegelbild der Filmgeschichte

Die Seereise ist Symbol für Aufbruch, für den hoffnungsvollen Neubeginn, ist Weg zur Selbsterkenntnis, Metapher für schicksalhafte Wege, Parabel für die Liebe und das Leben und den Lauf der Dinge schlechthin. Greta Garbo, Carole Lombard, Harold Lloyd und die Marx Brothers, Cary Grant, Frank Sinatra, Omar Sharif und Heinz Erhardt, Bette Davis, Barbara Stanwyck, Henry Fonda, Marika Rökk, Doris Day und Jane Russell feierten auf Passagierdampfern große Erfolge – auch wenn der Deckstuhl nur im Studio stand. Das Kino und die Luxusliner sind von ihrem Anbeginn bis in die heutige Zeit freundschaftlich verbunden. „Aquitania“, „Ile des France“, „Cap Arcona“, „Hanseatic“, „Bremen“, „Independance“, „Monarch of Bermuda“, „Kaiserin Auguste Victoria“, „Kronprinzessin Cecile“, „Conte di Savoia“, „Costa Concordia“, „Normandie“, „Queen Elizabeth 2“ und immer wieder die „Queen Mary“ dampften über die Leinwand. Welcher Film rückte die Traumschiffe ins Bild, welcher zeigte nur Modelle, und welcher nur einen Trick aus dem Computer? Die Symbiose der Sehnsucht aus der Traumfabrik und dem Fernweh nach der Traumreise analysiert Historiker Ralf Bierod sowohl für Filmfans als auch für Freunde des Tourismus zur See. Seine kurzweilige Abhandlung stellt mehr als 150 Filme aus 100 Jahren vor, in denen Passagier- und Kreuzfahrtschiffe Schauplatz waren. Romanzen, Dramen und Komödien konkurrieren mit Musicals, Katastrophen, Krimis, Thrillern und Horrorschockern. Dabei wird ein erstaunlicher Wandel sichtbar. Die Filmgeschichte spiegelt die Entwicklung vom Luxus für wenige hin zum Spektakel für die Massen wider. Erstmals wird durch Rückschau in die Filmgeschichte die Erwartungshaltung an die Traumreise von heute als Illusion aufgedeckt. Trug- und Zerrbilder des Kinos von einst speisen noch heute die Idealvorstellung vom Reisen zur See. Falschspieler, Hochstapler, Heiratsschwindler und Juwelendiebe machten ehedem die Meere unsicher. Viren, Mörder, Bomben und Geister, Monster, Terroristen und Serienkiller bringen den Seetouristen von heute in Schwierigkeiten. Das Schiff, einst Wiege und Wegbegleiter der Liebenden und Weltbühne der High Society, wird zum Gefährt des Todes, zum Transportmittel für Unheil, aus dem es in Zeiten des Massentourismus kein Entrinnen mehr gibt. Traumfabriken und Traumschiffe einen die fatale Illusion. Die ideale Lektüre für die Reise zu See!

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