Hayy Ibn Yaqdhan
Ein muslimischer Inselroman
Jameleddine Ben Abdeljelil, Viktoria Frysak, Ibn Tufail
Hayy Ibn Yaqdhan bedeutet „Der Lebende, Sohn des Erwachten“. Der Text entstand zwischen 1175 und 1182. Er enthält die philosophische Lehre Ibn Tufails als erzählende Allegorie, die der Autorität der menschlichen Vernunft das Wort redet. Der Roman beschreibt den stufenweisen Prozess der Erkenntnis des Protagonisten Hayy Ibn Yaqdhan (auch: Hayy Ibn Yaqzan oder Hajj Ibn Jaqzan).
Hayy Ibn Yaqdhan wird als Säugling auf einer einsamen Insel von einer Gazelle gefunden und aufgezogen. Bald macht der Knabe Unterschiede zwischen sich selbst und den anderen Lebewesen aus, von denen einige einer gleichen Art anzugehören scheinen. Er glaubt sich zunächst benachteiligt, findet aber bald heraus, dass er kraft seines Verstandes den anderen Lebewesen überlegen ist.
Zum einen weiß er sich nun praktisch zu helfen, indem er Werkzeuge und Kleidung für sich herstellt. Zum anderen beginnt er über die Ordnung der Welt nachzudenken: Er findet Einheit und Vielheit, Gleiches und Verschiedenes, Lebendes und Totes, die Welt und die himmlischen Sphären.
Im Laufe seines Denkprozesses kommt er zur notwendigen Einsicht der Existenz einer schöpfenden Kraft außerhalb der sinnlich erkennbaren Dinge. Daraufhin widmet er sich der Gottesschau bis ihm Asal begegnet, der sich zum Zweck der Einkehr auf der unbewohnt geglaubten Insel aussetzen ließ …