Heinrich Mann (1871-1950)
Zwischen „Macht der Güte“ und „Diktatur der Vernunft“
Volker Riedel
Heinrich Manns (1871–1950) literarisches und publizistisches Werk ist zutiefst von humanistischen Impulsen geprägt. Humanität steht für ihn in enger Verbindung zu Vernunft, Güte, Demokratie, Freiheit, Wahrheit und Frieden, und sie hat einen ausgesprochen kämpferischen Charakter (bis hin zur Forderung nach einer „Diktatur der Vernunft“). Der Schriftsteller war ein scharfer Kritiker des Kaiserreichs und wurde zu einem geistigen Repräsentanten der Weimarer Republik, zugleich aber auch zu einem Ankläger ihrer Schwächen. Er verabscheute die Nazibewegung seit ihren Anfängen und ging bereits im Februar 1933 ins Exil (Frankreich, 1940 USA). Seine Polemik gegen eine vom Großkapital dominierte Gesellschaft führte ihn zunehmend zu einer (wenn auch nicht unkritischen) Annäherung an sozialistische Positionen. Das Buch konzentriert sich auf jene Phasen seiner Entwicklung und auf jene Werke, in denen das Thema der Menschlichkeit ausdrücklich im Vordergrund stand: etwa auf das Schauspiel Madame Legros aus dem Vorfeld der Französischen Revolution und auf die Romane über Heinrich IV. als ein Vorbild für die ,Macht der Güte‘. Dabei werden problematische und tragische Seiten seiner Humanismuskonzeption keineswegs ausgeklammert, gleichermaßen ihre Ideale wie ihre Illusionen aufgezeigt.