Hermann Broch im Kontext der Donaumonarchie
Paul-Michael Lützeler, Zaneta Sambunjak, Tomislav Zelic
Hermann Brochs kulturelle Sozialisation ist ohne den Kontext der Donaumonarchie im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert nicht denkbar. Krise und Untergang des Habsburger Reiches gaben das Modell ab für Brochs zeitkritische Diagnose des Wertzerfalls, den er rückblickend im Exil in seiner Studie “Hofmannsthal und seine Zeit” explizierte und bereits in der Essayfolge “Zerfall der Werte” 1932 in Hinsicht auf Deutschland und Europa reflektiert hatte. Von den frühen literarischen Gelegenheitsarbeiten aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg über seine Romantrilogie “Die Schlafwandler” und den Gedichten aus der Zwischenkriegsepoche bis zu seinen Exilarbeiten “Der Tod des Vergil”, “Psychische Selbstbiographie” und “Massenwahntheorie”: überall wirken die Erfahrungen aus den Ländern der Doppelmonarchie nach. Auch in den Kaiserbildern des Autors, seinem Interesse an dem Autor Italo Svevo sowie im Verständnis des polyhistorischen Dilettantismus werden diese Spuren sichtbar, denen die ReferentInnen einer Broch-Tagung nachgingen, die Anfang September 2016 in Zadar/Kroatien an der dortigen Universität stattfand.