Hermann Witekinds Christlich bedencken und die Entstehung des Faustbuchs von 1587
In Verbindung mit einer kritischen Edition des Textes von 1585 von Benedikt Sommer
Frank Baron
Trotz zahlreicher Versuche ist es bislang nicht gelungen, den Verfasser des berühmten Faustbuches von 1587 ausfindig zu machen. Als wichtigste Quelle dieses Werkes aber konnte inzwischen eine Schrift des Heidelberger Professors Hermann Witekind identifiziert werden. Dieses Werk, Christlich bedencken vnd erjnnerung von Zauberey, veröffentlichte Witekind 1585 unter dem Pseudonym Augustin Lercheimer. Die Schrift wird hier erstmals in einer kritischen Edition vorgelegt.
Witekinds Buch ist einer der mutigsten Proteste gegen den Hexenwahn seiner Zeit. Doch das Faustbuch knüpft nicht an dieses Plädoyer für Humanität und Toleranz an, sondern offenbart sich als eine Warnschrift, die jede Toleranz verbieten will. Die an die Edition anschließenden Beiträge zeigen, wie der Faustbuchautor jene Quelle radikal umgestaltet und durch eine ausgesprochen religiös motivierte Erzählstruktur einen Bestseller geschaffen hat.