Herr und Diener in der Gestalt des Narren: Robert Walsers Spätlyrik
Antje Neher
Anlass der Studie ist die Erschließung der Spätlyrik Robert Walsers für den wissenschaftlichen Diskurs, um dem Gesamtbild des Walser’schen Werkes zuzuarbeiten. Die ursprüngliche wissenschaftliche Methodik der Analogiebildung schafft hier Verbindungslinien zwischen verschiedenen Religionen, Kulturen, Philosophien, der Theologie und Naturwissenschaft. Sie werden zur Narrheit der Herr-Knecht-Inversion als Signum der Gedichte in Beziehung gesetzt. Daraus erschließt sich, dass die verdichtete Herr-Knecht-Einheit im närrischen Schreiben Robert Walsers die Zweiteilung von Ironie und differenzierendem Intellekt überwindet, um im alchimistischen Humor des «Oben wie Unten» als tief religiöse und existenzielle Gotteserfahrung zu münden.