Hoffnung ist das Ding mit Federn
Vom Fliegen. Drei Versuche und ein halber
Michael Lichtwarck-Aschoff
Warum die Menschen fliegen wollen? Weil sie einmal die Schwere vergessen, weil sie Luft unter den Achseln
spüren und so weit schauen wollen, wie sie gar nicht schauen können. Warum die Menschen fliegen müssen? Da sind die Gründe schon erdiger: Weil man die Bauern zum Kartoffelanbau
bekehren will, und die glauben einem nur, wenn man am Blutsonntag fliegen kann. Weil man jahrzehntelang eingesperrt
wurde wegen Erfinderwahn und Kindlichkeit und ewig hinüber will über die Klostermauer. Mit Muskelkraft, unbedingt. Oder weil im Raketenzeitalter der Zeppelin ein Weltfriedensprojekt verwirklichen könnte. Und wenn schon nicht das, dann hilft er wenigstens der buckligen Patientin, dass sie einmal im Leben den Kopf oben hat.
Von solchen Träumen eines praktischen Lebens wird hier erzählt, vom 17. Jahrhundert weg bis ins 20. Die ganze
Zeit hat die Welt sie nicht verstanden und sie lieber weggesperrt. Den Gustav Mesmer, den Pater Kasper Mohr, die Geisteskranken, die ein Zeppelinstück aufführen wollten. Und auch den Johann Baptist Allgaier, der etwas über
automatische Soldaten und das Geheimnis des Schachtürken erfahren soll. Es hat sie gegeben, so wie es das Kloster
Schussenried bis heute gibt, über dessen Mauer sie immer hinaus mussten.