Hofkind
Roman
Silke Knäpper
»Man könnte sagen, die Liebe meiner Eltern begann mit einem Aufschrei und endete in der Stille. Der Tod meines Vaters kam für niemanden überraschend, so hieß es. Nur für mich. Ich war acht Jahre alt.«
Ein bemerkenswertes Stück Familiengeschichte, rückblickend erzählt aus der Sicht einer jungen Frau: ein subtiles Geflecht aus Abhängigkeiten und Verwundungen, das die Familie in ihrer Brüchigkeit als Konstrukt entlarvt und ihre Untiefen offen legt.
Carla ist ein kleines Mädchen, als ihr Vater sich das Leben nimmt. Fortan lebt sie allein mit einem Phantom und einer
Mutter, von der sie sich nie wirklich geliebt fühlt. Mit einer Frau, die nur bestehen kann, wenn sie einen Mann an ihrer Seite spürt, und die das eigene Liebesglück über das Lebensglück ihrer Tochter stellt.
Ihrem Stiefvater begegnet Carla von klein auf mit zwiespältigen Gefühlen. Noch als junge Frau fürchtet sie sich vor ihm. Als Carla selbst unter fragwürdigen Umständen schwanger wird, sieht sie sich konfrontiert mit der eigenen Unzulänglichkeit, ihr Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen und sich vom Fluch ihrer Familie zu befreien. Zerrieben zwischen dem Gebot der Loyalität der Mutter gegenüber und ihren eigenen Ansprüchen, droht sie sich lange Zeit selbst zu verlieren.