Hugo von Montfort – Gedichte und Lieder
Faksimile des Codex Palatinus Germanicus 329 der Universitätsbibliothek Heidelberg
Elmar Mittler, Wilfried Werner
Die Heidelberger Handschrift enthält mit 40 Gedichten das gesamte Werk des Dichters Hugo von Montfort, eines Grafen aus der bekannten Adelsfamilie im Bodenseeraum. Der Codex ist als Prachthandschrift angelegt und wurde wahrscheinlich vom Dichter selbst als Prachtcodex und eigene Gesamtausgabe in Auftrag gegeben. Dem hohen Anspruch angemessen, ist die Ausstattung der Handschrift in jeder Hinsicht hervorragend. Das sehr helle, kräftige Pergament ist von makelloser, ausgesuchter Qualität; die Schrift eine kalligraphische Kursive. 37 der Gedichte werden eröffnet durch einen prächtigen Anfangsbuchstaben mit großer Vielfalt in der Gestaltung von Typen, Ornamenten und Farbkombinationen. Einige der Initialen sind Figureninitialen: Frauengestalten in der höfischen Tracht um 1400 sitzen oder stehen vor dem mit Federranken bedeckten Hintergrund und bieten so ein anschauliches Bild spätmittelalterlicher Mode. Die reiche Ornamentik mit verschiedenen Blattgoldtechniken ragt aus der Produktion damaliger Buchwerkstätten heraus- neben filigranen Goldauflagen in komplizierten Mustern finden sich größere Blattgoldflächen mit weiterer kostbarer Bearbeitung (Punzierungen).Dem Künstler, der den Buchschmuck dieser Handschrift geschaffen hat, sind bisher sieben Werke zugeschrieben worden, illuminiert zwischen 1399 und 1420. Der Heidelberger Codex ist nach 1414 entstanden. Seit kurzem kennt man auch den Meister: es sei Heinrich Aurhaym, wahrscheinlich kein Kleriker, sondern professioneller Buchmaler, der in Innerösterreich, zeitweise wohl am Hofe Ernsts des Eisernen gearbeitet hat. Sein Werk steht unter dem Einfluß der böhmischen Hofkunst.Die Handschrift des Hugo von Montfort ist als Beispiel der höfischen Liedkunst des 15. Jahrhunderts außerdem eine wichtige musikhistorische Quelle: sie zeigt den Zeitpunkt des Übergangs von der Modal- zur Mensuralnotation.