Individuum und soziale Norm
Studien zum italienischen Frauenbildnis des 16. Jahrhunderts
Brita von Goetz-Mohr
Der Herausarbeitung des Individuums mit den kleinsten Besonderheiten seiner Physiognomie im autonomen Bildnis des 15. Jahrhunderts folgt um die Wende zum Cinquecento die Entwicklung zahlreicher Porträttypen. Es entstehen Bildschemata, die mit einem modifizierten Interesse an der Schilderung individueller Ähnlichkeiten den Dargestellten als einen durch gesellschaftliche Konventionen bestimmten Menschen zeigen. Anhand einer Gruppe von italienischen Frauenbildnissen des frühen 16. Jahrhunderts, den sogenannten Kurtisanenporträts, wird die Zurücknahme des Ähnlichkeitsanspruchs gegenüber Idealisierungs- und Verallgemeinerungstendenzen verfolgt.