Inhalte von Predigten im radikalislamischen Milieu
Eine Untersuchung von Moscheen in Niedersachsen
Marvin Hild, Lino Klevesath, Mareike Rohloff, Ousama Sheikh Muhammed
Von welchen Inhalten sind Predigten im radikalislamischen Milieu geprägt? In der vorliegenden qualitativen Studie werden die Predigten aus zwei niedersächsischen Moscheen – der Moschee der „Deutschsprachigen Muslimischen Gemeinschaft“ (DMG) in Braunschweig und der „Ghuraba-Moschee“ in Hannover – analysiert. Es wird der Forschungsfrage nachgegangen, ob sich in Predigten der beiden Moscheen explizite und implizite politische Inhalte finden lassen und wie diese aussehen. Die Studie fußt auf je fünf Predigten aus dem Jahr 2022 in den beiden untersuchten Moscheen, darunter sechs, die im Ramadan gehalten wurden. Die Studie kommt unter anderem zum Ergebnis, dass explizite Bezugnahmen auf politische Themen ausgesprochen selten sind. Das alles dominierende Motiv der untersuchten Predigten ist die auf das Jenseits gerichtete Ermahnung, sich stets bewusst zu sein, dass nach dem Tod das irdische Leben von Gott beurteilt wird und dementsprechend Belohnungen und Strafen zugeteilt werden. Diese vermeintlich unpolitische Orientierung kann politische Implikationen haben, da die Beteiligung an der Politik und der Diskussion um diesseitige Regeln tendenziell als zu vernachlässigende Trivialität erscheint und potenziell vom nötigen Jenseitsfokus ablenkt.