Islamischer Feminismus versus Pro-Familie-Bewegung
Transnationale Organisationsformen
Dana Fennert
Was haben der Vatikan, die USA, der Iran, Somalia und der Sudan gemeinsam? Sie alle sind Akteure in der Pro-Familie-Bewegung. Das Ziel dieser transnationalen Bewegung ist die Bewahrung der traditionellen Kernfamilie, in der Männer die Herrschaft über Frauen ausüben. Diese werden, mit Blick auf ihre biologischen Eigenschaften, in erster Linie als Mütter und damit als Hüterinnen der ,,Basiszelle“ der Gesellschaft betrachtet. Um die Übertragbarkeit von Befunden über soziale Bewegungen und Gegenbewegungen von der nationalen Ebene auf den transnationalen Kontext zu prüfen, macht sich die Politikwissenschaftlerin Dana Fennert in dieser Studie auf die Suche nach Widersachern des islamisch-feministischen Netzwerks Musawah: für Gleichberechtigung in der muslimischen Familie. Entgegen der Annahme, dass sich vornehmlich Islamisten gegen muslimische Feministinnen mobilisieren, identifiziert sie ein weitaus komplexeres Beziehungsgeflecht: Staatliche und gesellschaftliche Fundamentalisten aller fünf Weltreligionen – Islam, Christentum, Judentum, Hinduismus und Buddhismus – verbinden sich interreligiös und transnational gegen Feministinnen aller Couleur, um die Unterwerfung der Frau als ,,natürliche, gottgegebene Bestimmung“ und das damit verbundene männliche Herrschaftsprinzip zu verteidigen. Wie diese Bewegung sich gegen die transnationale Frauenbewegung und speziell gegen den islamischen Feminismus mobilisiert, wird in diesem Buch analysiert. Auf der nationalen Ebene stehen Marokko und Malaysia als Untersuchungsorte im Fokus.