Jochen Krenz: Druckerschwärze statt Schwarzpulver. Wie die Gegenaufklärung die Katholische Aufklärung nach 1789 mundtot machte.
Die Perzeption der kirchenpolitischen Vorgänge der Französischen Revolution in der oberdeutschen theologischen Publizistik des Alten Reichs
Jochen Krenz
Liberté – Égalité – Fraternité! Der Dreiklang Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit signalisierte nicht nur den Anbruch einer neuen Ära für Frankreich. Für die katholische Kirche verkörperten diese Worte die diabolischen Prinzipien des Aufruhrs und der Zerstörung, da die Revolution lange nur als Angriff auf das Christentum wahrgenommen wurde. Von der Zivilkonstitution des Klerus, der revolutionären Kirchenreform des Jahres 1790, bis zum napoleonischen Konkordat von 1801 wurden in Frankreich im Grunde alle theoretisch vorstellbaren Modelle der Beziehung zwischen Staat und Kirche umgesetzt. Die Revolutionszeit ist daher von ihrer Bedeutung für die Kirche vergleichbar mit dem Investiturstreit oder der Reformation.
Die vorliegende Studie erschließt die publizistischen Kämpfe oberdeutscher Aufklärer und Gegenaufklärer um die Deutungshoheit über die – nicht allein kirchenpolitischen – Vorgänge im Nachbarland. Dabei werden sowohl der katholische Reichsteil als auch dessen intensive Interaktion mit dem evangelischen Gegenüber berücksichtigt.
Die kirchliche Publizistik dieser Zeit erlaubt – wie unter dem Brennglas – eine Analyse der lebhaften Auseinandersetzungen verschiedener theologischer Ansätze an der Wurzel des Konflikts zwischen Kirche und Moderne. In den Debatten lässt sich geradezu eine Vorwegnahme kirchenpolitischer Richtungsentscheidungen des ‚langen 19. Jahrhunderts‘ ausmachen.