Johann August von Einsiedel (1754-1837) – Leben, Denkweise und Quellen
Band II/2: Johann August von Einsiedels Ideen
Veit Noll
Die Ideen des Johann August von Einsiedel enthalten seine vielfältigen philsophischen Anschauungen. Assoziativ behandelt, zeigen sie ein ganzheitliches Bild in innerem Fortschreiten. Er reflektiert über Menschheitsentwicklung als eine Kulturgeschichte, widmet sich Fragen der Gesellschaftsphilosophie, Recht und Moral. Gegen Krieg und Militär nimmt er gut begründete Position ein. Er behandelt Frage der menschlichen Erkenntnis, von Religion, Natur und menschlicher Glückseeligkeit.
Einsiedel geht den Weg von einem bibelfesten Christen zum Pantheisten und Naturphilosophen. Zunehmend entwickeln sich materialistische und atheistische Züge, die ihn schließlich zu einem materialistischen und atheistischen diesseitigen Betrachter und Denker werden lassen. Zugleich finden wir die Tendenz einer inneren dialektischen Anschauungsweise.
Einsiedel repräsentiert in konsequentem, durchgreifendem Denken eine untergründige Strömung deutscher Aufklärung am Ende des 18. Jahrhunderts, die sich eigenständig in einer Alternative zum deutschen Idealismus der Prägung Kants entwickelte. Ein bedeutender Zeitgenosse schildert Einsiedel als einen der besten und scharfsinnigsten Denker der zeitgenössischen Gegenwart.
Einsiedel gehört zu den deutschen Anhängern der Französischen Revolution und damit zu den deutschen Jakobinern. Bemerkenswert ist, dass sich dieser Mann im Umfeld von Herder, Goethe und Knebel im `ersten Weimarer Jahrzehnt´ eigenständig entwickelte. Er gehörte den Freimaurern und Illuminaten an.
Seine Ideen wurden zu Lebzeiten nicht veröffentlicht. Nach der hart kritisierten Ideen-Erstausgabe von Wilhelm Dobbek aus dem Jahr 1957 werden hier erstmals zuverlässig Einsiedels NIederschriften umfassend und chronologisch publiziert. Der Philologe und Herder-Forscher Günther Arnold ermöglichte den gebotenen Feinschliff.