Jorge Luis Borges und die Skepsis
Susanne Zepp
Die vorliegende Studie geht der Frage nach, ob das erzählerische Œuvre von Jorge Luis Borges nicht wesentlich in skeptizistischer Tradition steht – und ob es nicht dieses Moment ist, welches den Texten in einer Postmoderne, die ohne Zweifel zum Gutteil eine zweite (wenn nicht dritte) Wiederkehr der Skepsis in der europäischen Geistesgeschichte darstellt, die durchschlagende Resonanz gesichert hat.
Eine Lektüre aus einer solchen Perspektive erhellt auch ein bis heute ungelöstes Problem der Borges-Forschung: vielleicht gibt es doch einen gemeinsamen Nenner für die auf den ersten Blick unvermittelt nebeneinander stehenden zwei Stränge von Borges’ Schreiben, die „realistischen“ und die „phantastischen“ Geschichten.
Der Grundriß der pyrrhonischen Skepsis von Sextus Empiricus dient als philosophische Grundlage und wird in einem ersten Teil systematisch dargestellt. Ausgehend von diesem Horizont wird im zweiten Teil der Arbeit das skeptische Profil der Erzählungen anhand von Einzelanalysen herausgearbeitet.