Judith Zillich – Mutter Gottes
Ikonen 2018–2022
Johannes Rauchenberger, Judith Zillich
Die in Wien lebende Künstlerin Judith Zillich stellt sich mit dem für westliche Kunstohren provokanten Titel „MUTTER GOTTES“ der ostkirchlichen Ikone. Dabei ist sie freilich keine Ikonenmalerin. Sie lernte aber während eines Auslandsstipendiums in Lviv (Ukraine), wo sie eigentlich alte Maltechniken lernen wollte, in einer derartigen Ikonenmalschule solche zu malen. Sich freiwillig Regeln zu unterwerfen war das eine, das Sich-Verselbstständigen der Einzelteile eines Ikonengesichts das andere, was Judith Zillich interessierte und was in der Folge an dieser Werkserie aus Eitempera auf Papier, die aus mehr als 100 Variationen besteht, so besticht. Das Zueinander von Mutter und Kind nimmt völlig unvorhersehbare, mitunter sogar unanständige Formen an. Es entwickelt sich dabei ein eindrucksvolles Eigenleben an Zeichen und Symbolen, die Transformationen einer Beziehung darstellen, die von zarten Gesten bis zu Monstern reichen: Das Buch dokumentiert mit einem Einleitungstext von Kurator Johannes Rauchenberger eine Werkserie über „heilige Bilder“ mit zarter Poesie, hintergründigem Humor und tiefgründigem Ernst. Im USEUM Graz waren diese im Winter 2021/22 zu sehen; viele von ihnen sind nun Teil seiner Sammlung für Religion in der Gegenwartskunst. Kombiniert waren diese Ikonen mit Skulpturen aus einer jahrelangen Beschäftigung Zillichs mit der Mutter-Kind-Thematik diesseits und jenseits zärtlicher Idylle.