Justinus Kerner in Meersburg
Ulrich Maier
In den 1850er-Jahren haben sich Kerner, Joseph von Laßberg und Franz Anton Mesmer am Bodensee getroffen – eine bedeutende Konstellation der romantischen Literatur- und Medizingeschichte. Der Dichter und Arzt Kerner besuchte Laßberg in einer emotional und gesundheitlich schwierigen Situation seines Lebens. Laßberg, selbst Schriftsteller und Philologe, hatte die Alte Meersburg vor dem Verfall gerettet und dort – unmittelbar am Ufer des Sees – seine umfangreiche Sammlung von Handschriften, Büchern und Kunstwerken untergebracht. Vier Jahre zuvor hatte er die Schwester Annettes von Droste-Hülshoff geheiratet, die selbst in ihren letzten Lebensjahren mehrfach auf der Burg weilte, dort starb und auf dem örtlichen Friedhof begraben wurde. Ihr Grab liegt neben dem Mesmers, der seine letzte Lebenszeit ebenfalls in Meersburg verbracht hat und dessen Nachlass von Laßberg gehütet wurde. Laßberg und Kerner vereinte das Interesse an Mesmer, der in Wien und Paris mit magnetischen Heilkuren großes Aufsehen erregt hatte. Er begründete die Theorie vom animalischen Magnetismus, nach der Kerner selbst praktizierte. In Laßbergs Archiv reifte Kerners Entschluss, Mesmers Erbe in einer Monografie zu verteidigen.