«Kabale und Liebe»
Skepsis und Melodrama in Schillers bürgerlichem Trauerspiel
Bernd Fischer
Der Versuch, an Schillers Momente von gattungspoetischer Skepsis und Melodrama aufzuzeigen, zielt darauf, Qualitäten des Stücks nachzuspüren, die sein historisches Wirkungspotential begründet haben mögen. Es geht also nicht um eine Abwertung eines der Lieblingskinder der deutschen Literaturgeschichte, sondern um die Erklärung eines Erfolgsphänomens. Dieser Erfolg liegt, so die These, in der gekonnten Synthese von gemeinhin als unvereinbar empfundenen Momenten begründet: einer grundsätzlichen Kritik am aufgegriffenen Genre und der konsequenten, aber von einem intellektuellen Diskurs überdeckten Ausschöpfung des dramaturgischen Wirkungspotentials, das dieses Genre geschaffen hat.