Kaltsommer
Roman, Holsteiner Trilogie 1.
Pregel Thomas
Tief in Holstein liegt das beschauliche Dorf Kaltsommer. Idyllisch und berühmt nicht nur wegen der langen Lindenallee, die tief die Ortschaft hineinzieht, sondern auch für ein ungeklärtes Wetterphänomen: Über den Dächern der Gemeinde hängt eine dichte graue Wolke, aus der es fast immer mindestens tröpfelt. Die meisten Holsteiner meiden den Kontakt mit diesem unheimlichen Flecken mitten in ihrer Heimat, was im Gegenzug die Kaltsommeraner zu einer verschworenen Gemeinschaft macht.
An diesem nasskalten Sommermorgen aber kommen unerwartet viele Fremde ins Dorf. Es sind Beamte der Mordkommission Neumünster, denn Annelie Faller, die Matriarchin des Faller-Clans, der die ortsansässige Schlachterei betreibt, ist brutal ermordet worden. Für Hauptkommissar Hans-Peter Arnstedt und seinen neuen Partner und Kollegen, Oberkommissar Daniel Freiwald, der aus Kaltsommer stammt, steht schnell die Familie der Toten im Fokus der Ermittlungen. Die sippeninternen Spannungen und der desolate wirtschaftliche Zustand des Betriebs bieten reichlich Motive für den Mord. Die ersten Verhöre schaffen es aber nicht, die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen, bis unerwartet Tobias Faller, der älteste Enkelsohn des Opfers, auftaucht. Doch kann er, der vor Jahren in Schimpf und Schande wegen seiner Homosexualität vom Hof gejagt worden und in Amerika mit dem Dreh von Schwulenpornos reich geworden ist, Licht in die Finsternis der zerrütteten Familiengeschichte bringen? Spätestens mit seinem Erscheinen wird klar, dass hier mehr als nur eine Rechnung noch offen ist oder bereits beglichen wurde. Selbst Oberkommissar Freiwald kann sich nicht mehr dem Strudel der Geschehnisse entziehen, auch er hängt durch eigene familiäre Bande in dieser Sache mit drin. Wenn er diesen Fall einigermaßen unbeschadet überstehen will, muss er auch sein eigenes Verhältnis zur Vergangenheit in Kaltsommer klären.
Thomas Pregel, der in Holstein geboren und aufgewachsen ist, kennt sich bestens mit den Gegebenheiten, Gewohnheiten und Bräuchen seiner Heimat aus. Die ganz eigene Mentalität der Norddeutschen, ihr Hang zum Wortkargen und Spröden etwa, findet in den wie abgeschottet lebenden Bewohnern von Kaltsommer ihre Zuspitzung und im Eigensinn der Familie Faller ihre fatale Krönung. Durch die Kriminalgeschichte dokumentiert er den Zerfall einer Familie, in der Loyalität und Liebe mit Gehorsam und Unterwerfung verwechselt und Geheimnisse, Intrigen und Verrat zur obersten Familienmaxime werden. Dieser Roman ist der Auftakt zu seiner Holsteiner-Trilogie, rund um die (fiktive) Ortschaft Kaltsommer, irgendwo zwischen Neumünster, Plön und Bad Segeberg gelegen.