Kanadische Gegenwartsliteratur
Sebastian Domsch
Kanadische Literatur der Gegenwart ist Weltliteratur – Literatur von globalem Format und Wirkung, prestigeträchtig ausgezeichnet (Nobelpreis für Alice Munro, BookerPrize und Friedenspreis für Margaret Atwood), hochaktuell und kontrovers.
In der Tat liegt der Erfolg der kanadischen Literatur im 21. Jahrhundert nicht zuletzt in ihrer transnationalen und multikulturellen Ausrichtung. Die kanadischen Autor*innen, deren Werke in diesem Band vorgestellt werden, zeichnen sich immer wieder durch das Überschreiten von Grenzen aus. Das können geografische Grenzen sein, wie im Fall der von ghanaischen Einwanderern abstammenden Esi Edugayan oder des singhalesischholländischstämmigen Michael Ondaatje, deren Figuren zwischen Kanada, den Vereinigten Staaten, Deutschland und Afrika angesiedelt sind. Es handelt sich aber auch um Gattungsgrenzen, etwa die noch immer misstrauisch beargwöhnte Frontlinie zwischen Autobiografie und Fiktion, auf der Sheila Heti zum Grenzgänger wird, oder sogar die zwischen Literatur und Popmusik, wie sich in der erstaunlichen Karriere von Leonard Cohen zeigt. Der vorliegende Band gibt einen Einblick in die Vielfalt der Literatur Kanadas, vom modernen Klassiker bis zur spannenden Neuentdeckung.