„Kanalarbeiter“ und Bundesminister
Der Sozialdemokrat Egon Franke (1913-1995)
Katrin Grajetzki
Das sozialdemokratische Urgestein Egon Franke repräsentierte mit den „Kanalarbeitern“ den mächtigen rechten Flügel in der SPD-Bundestagsfraktion der 1960er- und 1970er-Jahre. Mit den „Kanalern“ versuchte er, einen befürchteten „Linksruck“ in der Partei abzuwenden. Es galt, den Godesberger Volkspartei-Kurs und damit die sozialliberale Koalition zu erhalten. Franke war aber nicht nur Chef des rechten Flügels in der SPD, sondern auch Minister für innerdeutsche Beziehungen unter Willy Brandt und Helmut Schmidt.
36 Jahre lang prägte Franke als SPD-Bundestagsabgeordneter und zeitweiliger Bundesminister die Bonner Republik. Als ehemaliger politischer Gefangener während der nationalsozialistischen Diktatur war es Franke ein persönliches Anliegen, möglichst viele politische Häftlinge aus der DDR freizukaufen. Mit den „Kanalarbeitern“ bildete er durch die Vernetzung der SPD-Hinterbänkler das Rückgrat insbesondere der Regierung Schmidt. Die Biografie spürt Frankes Lebensstationen nach und fragt nach deren prägender Kraft.