Karl Erich Müller Klecksografien
Dietmar Petzold
»Spätestens seit der Entdeckung der Klecksografie um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch Justinus Kerner« so Dorit Litt im Nachwort, »wurde der Fleck in der europäischen Kunst salonfähig. Der humorige Mediziner, Wissenschaftler und Literat Kerner, der bunte Gesellschaften und groteske Dinge ebenso liebte wie Wein, untersuchte in eigenen Klecksografien die assoziative Kraft der Flecken. An dem ästhetischen Reiz des Zufälligen fand auch Karl Erich Müller zunehmend Gefallen.
Im Gegensatz zu Kerner, der seinen zeichnerischen Dilettantismus ausdrücklich betonte, verlieh Müller seinen Klecksografien jedoch stets die Wirkung handwerklicher Präzision. Zugleich blieb der Fleck – wie schon zuvor in den Arbeiten von William Turner, Max Ernst und Gerhard Altenbourg – als eigenständiges Bildelement erhalten, wodurch er für den inhaltlichen Kontext unentbehrlich wurde.
« Karl Erich Müller (1917 – 1998) ist ein als Maler, Graphiker und Illustrator gleichermaßen geschätzter Künstler. Er studierte von 1946 bis 1948 bei Erwin Hahs an der Burg Giebichenstein und gehörte 1946 zu den Gründungsmitgliedern der Halleschen Künstlervereinigung »Die Fähre«. Karl Erich Müller, der – so Dorit Litt – »eher als grübelnder Künstler engagierter, figürlicher Bilder in die Kunstgeschichte der DDR eingegangen ist, ließ seiner Phantasie im Spätwerk noch einmal freien Lauf, was dem Betrachter der […] Klecksografien mit Sicherheit erfreuen wird. Denn vor unseren Augen vollzieht sich eine launige Symbiose von Zufall und künstlerischer Absicht, von graphischen und malerischen Effekten, von Figur und Abstraktion.« rlb