Kein Jota wird vergehen
Das Gesetzesverständnis der Logienquelle vor dem Hintergrund frühjüdischer Theologie
Markus Tiwald, Reinhard von Bendemann
Wann verließen die ersten Jesusnachfolger ihren jüdischen Mutterboden und wann entstand das Christentum als eigene Religion? Das ist derzeit eine der meistdiskutierten Fragen neutestamentlicher Bibelwissenschaft. Die Judaistik wirft neues Licht auf dieses „parting of the ways“: Das rabbinische Judentum trat erst im zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung seinen Siegeszug an, davor gab es kein „normatives Judentum“ und wohl nicht einmal einen „mainstream Judaism“. Bis dahin waren das pluriforme Frühjudentum und das sich erst langsam strukturierende Frühchristentum einander wesentlich näher als bisher meist angenommen. Die Probe aufs Exempel macht dieser Sammelband, der die Theologie der Logienquelle einerseits in den Horizont des damaligen Judentums einbettet (Teil 1: Das pluriforme Frühjudentum und Teil 2: Die Logienquelle in ihrem Verhältnis zum Frühjudentum) und andererseits als Brückenglied zum späteren Christentum sieht (Teil 3: „Vorgeschichte“ und „Nachspiel“). Im interdisziplinären Gespräch mit Vertretern der Judaistik wird klar, dass man für die Gemeinde hinter der Logienquelle wohl noch immer mit einer „intakten jüdischen Matrix“ (M. Ebner) rechnen darf.