(K)eine Zukunft für die Arbeit
Die Hoffnungen und Ängste, die mit der Rationalisierung von Arbeit einhergehen, sind so alt wie die Geschichte des Kapitalismus selbst. Heute ist vor allem die Angst um die Zukunft der Arbeit mit aller Macht auf die Bildfläche zurückgekehrt. Ob Digitalisierung, Automatisierung, Grenzen des Wachstums – oder jetzt auch noch die Corona-Pandemie: Man könnte meinen, unsere Arbeitsgesellschaft ist multiplen Krisen ausgesetzt und hängt am seidenen Faden.
Die Zeiten, in denen sich Arbeiter ihr Eigenheim leisten, allein eine Familie ernähren und ein ganzes Leben bis zur sicheren Rente im gleichen Betrieb in der Heimat verbringen konnten – sie sind längst vorbei. Der Kampf um die Arbeit ist zu einem folgenreichen Standortwettbewerb geworden.
Ferner trägt der Digitalisierungsdiskurs auf breiter Front zu einer weiteren Abwertung und Verbilligung menschlicher Arbeit bei. Studien gehen vom Verlust zahlreicher Jobs und ganzer Berufsbilder aus. Gemalt wird ein (Alb-)Traum der Modernisierung, in dem vor allem körperliche Tätigkeiten gestrig und überflüssig sein sollen.
Doch wieviel davon ist ein geschaffener Mythos? Wieviel selbsterfüllende Prophezeiung? Wird die Wucht der Veränderung durch die Digitalisierung nicht maßlos überschätzt? Wie ungebunden und raumlos ist Arbeit wirklich? Geht uns die Arbeit tatsächlich verloren, oder ändert sie sich einfach nur? Kann der Staat die Zukunft der Arbeit nicht vielleicht doch mehr gestalten und garantieren als gemeinhin angenommen? Und zeigt uns die Corona-Krise nicht gerade, wie wichtig Arbeit genau dort ist, wo sie schlecht bezahlt wird? Mit anderen Worten: Ist und bleibt Arbeit nicht auch in Zukunft systemrelevant?