Keramisches Mosaik
Form- und Gestaltungsmittel des Künstlers Fritz Baumer
Karin Baumer, Matthias W Heister
Ein Leben für die Kunst ist kein Genießen eines wie auch immer verlockenden Konsums. Es ist ebenso wenig nur ein Bad im Wohlgefallen der Öffentlichkeit. Kunst verlangt Können und Können ist das Ergebnis von Arbeit an sich selbst und der Verwirklichung seiner Ziele.
Fritz Baumer war ein wahrer Künstler. Sein Leben war Religion, die einen besonderen Ausdruck verlangte. Ein-fache Scherben von tönernen Gefäßen, die ansonsten verloren waren, fügte er dazu in unnachahmlicher Weise neu zusammen. Kompositionen wie himmlische Musik, die – immer wieder neu – auf irdische Ziele gerichtet wa-ren, machten ihn glücklich und prägten die Qualität seiner Werke. Erzwungene Armut wurde so zu gewollter Bescheidenheit. Das Bewusstsein, einer höheren Aufgabe zu dienen, gab dazu eine unglaubliche Kraft.
In diesem Sinne möchte diese kleine Schrift der Öffentlichkeit und insbesondere der Nachwelt vermitteln, was Menschen aus tiefster Seele bewegen kann und wie Glück durch Verwirklichung seiner selbst und nicht etwa durch flachen Genuss von Äußerlichkeit und vermeintlichem Wohlstand entsteht.
Fritz Baumer: Die heutige Situation im Mosaik ist eigenartig. Entweder es wird moderne Malerei in mehr oder weniger schlechtes Mosaik übertragen. Oder ich bin noch im Fahrwas-ser der alten Römer und bei Glasmosaik im Fahrwasser von Byzanz oder Ravenna. Nur viel schlechter als man es damals gemacht hat, denn die haben es einmalig gebracht, wie wir es kaum überbieten können. Wenn wir etwas machen wollen, dann können wir nur etwas ganz anderes machen – und so ist mein Mosaik entstanden, zunächst einmal durch meine Armut. Ich konnte mir einfach kein Material besorgen, weil es finanziell gar nicht möglich war. Durch Zufall habe ich einmal einen schönen Scherben aufgehoben, und dadurch ist dann nach und nach mein Glasurenmosaik entstanden, indem ich gelernt habe, diese Scherben nicht zu zerschlagen, sondern beim Schlagen zu gestalten. Das Mosaik ist nun einmal das Wesen einer Zerstörung und aus der Zerstörung neu entstandenen Gestaltung. Größe und lauf der Steine müssen das unterstützen, was ich aussagen will. Also, meine Steingrößen sind für mich dasselbe, was für den Schriftsteller die Buchstaben sind und die Sätze.