Kernbotschaften des Frühchristentums
Neue Einblicke durch Origenes und Didymos
Andreas Brüschweiler
Studiert man die Werke der beiden bedeutenden frühchristlichen
Theologen Origenes und Didymos, so stellt man mit Erstaunen fest,
dass im frühen Christentum aus dem Alten und Neuen Testament
ganz andere Kernbotschaften abgeleitet wurden, als die christlichen
Kirchen der darauffolgenden Jahrhunderte verkündeten. Das frühchristliche
Glaubensverständnis und die späteren Dogmen der irdischen
christlichen Kirchen unterscheiden sich in den zentralsten theologischen
Fragen grundlegend, was im vorliegenden Werk insbesondere
gestützt auf Erkenntnisse aus dem großen Papyrusfund von Tura
aufgezeigt werden soll.
Sind bestimmte Dogmen erst einmal in Religionsgemeinschaften
verankert, so besteht nur noch eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit,
dass überhaupt die Bereitschaft vorhanden ist, sich mit diesen Dogmen
kritisch auseinanderzusetzen. In diesem Zusammenhang ist eine
der interessantesten Fragen, auf welche Weise die einzelnen gläubigen
Christen die Inhalte der Bibel heute verstehen würden, wenn sie nicht
vom Vorverständnis des zukünftigen Letzten Gerichts und der ewigen
Verdammnis geprägt worden wären. Dass diese Frage mehr als nur
berechtigt ist, wird dem gläubigen Christen spätestens dann bewusst,
wenn ihm vor Augen geführt wird, dass die beiden bedeutenden
frühchristlichen Theologen Origenes und Didymos gerade nicht vom
Vorverständnis einer zukünftigen ewigen Verdammnis eines Teils der
gesamten Menschheit geprägt waren, sondern eine wirkliche Frohbotschaft
verkündeten.