Kinder mit schweren Behinderungen in der Musiktherapie
Zwischen Annehmen, Spüren, Begegnen und Entdecken
Annette Kuntsche
Kinder und Jugendliche mit schweren Behinderungen stellen ihre Dialogpartner, häusliche Bezugspersonen ebenso wie Fachpersonal, vor vielfältige Herausforderungen. Ihre körperlichen und geistigen Behinderungen, die Ausdrucksbehinderung nichtsprechender Kinder – kurz gesagt: das Anderssein dieser Kinder macht uns das Verstehen ihrer Äußerungen häufig schwer.Mit Musik gelingt es spürbar, Barrieren abzubauen und Begegnungen zu ermöglichen. Es wird möglich, sich einzufühlen, etwas von den Lebensthemen der Kinder und Jugendlichen zu verstehen, in einen musikalischen Austausch zu gelangen und Entwicklungen anzustoßen.Ausgehend von ersten positiven Erfahrungen aus der Einzelmusiktherapie mit betroffenen Kindern und Jugendlichen entstand der Wunsch der Autorin nach einem Konzeptentwurf für das musiktherapeutische Arbeiten mit diesem Personenkreis der Kinder mit so genannter Schwermehrfachbehinderung. Der vorgelegte Entwurf eines Behandlungskonzepts soll dem eigenen therapeutischen Handeln Richtung geben, es reflektierbar sowie den Verlauf und Nutzen der Behandlung nachvollziehbar machen.Hierzu führt Annette Kuntsche zunächst grundlegend in das Thema der Einzelmusiktherapie mit Kindern und Jugendlichen mit schweren Behinderungen ein. Die Situationen von Kind und Therapeutin werden ebenso dargestellt wie gesellschaftliche Einflussfaktoren und die spezifische Wirkungsweise der Musik. Die folgenden Überlegungen zu Zielsetzungen und Rahmenbedingungen einer musiktherapeutischen Behandlung in Abgrenzung zu pädagogischem Arbeiten dienen der Vorbereitung und Legitimation der Behandlung. Schließlich gibt Annette Kuntsche unter den Aspekten des „Annehmens“, „Spürens“, „Begegnens“ und „Entdeckens“ konkrete Vorschläge für die theoriegeleitete musiktherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit schweren Behinderungen. Dabei werden therapeutische Interventionen begründet, sowie mögliche in der Therapeutin auftauchende Gegenübertragungsgefühle und jeweils vorherrschenden Funktionen der Musik erörtert, so dass der Leser einen Handlungs- und Reflexionsleitfaden für die eigene Praxis erhält. Fallvignetten aus der Musiktherapie mit einem Jungen mit schweren Behinderungen veranschaulichen die konzeptionellen Überlegungen an einem Beispiel aus der Praxis der Autorin. Ein abschließendes Kapitel beleuchtet die Frage nach dem Zeitpunkt der Beendigung einer musiktherapeutischen Behandlung und Möglichkeiten der Übertragung von Behandlungserfolgen in den Alltag, unter anderem mit Möglichkeiten der unterstützten Kommunikation.