Klasse Hien, die Porträtkopfsammlung
2002 - 2021
Stephan George, Albert Hien, Caroline Sternberg
Alle Jahre wieder kam der Zeitpunkt, an dem der Leiter der Gipswerkstätte den Notstand ausrief. Es war der Tag, an dem eine Gruppe von Jungstudent*innen der Klasse Hien in das Untergeschoss der Akademie zog, um die lebensgroß modellierten Tonköpfe ihrer Kommiliton*innen in strahlend weißen Gips zu gießen. Mittlerweile war es zu einem festen Brauch geworden: Das gegenseitige Abbilden, das Absolvieren der Abformprozesse in der Werkstatt, der drohende Zusammenbruch der dortigen Organisationsstruktur.
Gleichzeitig vollzog sich in ritualisierter Form die Aufnahme der Neuen in den Korpus der Klasse. Wer einmal im wahrsten Sinn des Wortes seinen Kopf hinhalten musste und schließlich als Gipsporträt in die Abgusssammlung eingereiht war, der hatte die Verbindung zu einer langen Reihe von Ahnen und damit zu Geist und Tradition der Klasse aufgenommen. Mit dem Ausscheiden eines Professors aus dem aktiven Dienst an der Kunstakademie verschwindet üblicherweise auch die von ihm betreute Klasse von den offiziellen Bildflächen der Hochschule. Das ist bei der Klasse Hien aber nur bedingt der Fall. Denn die über zwei Dekaden entstandene Sammlung von Porträtköpfen der Studierenden der Klasse wird eine würdige Aufnahme und Aufstellung im Archiv der Akademie der Bildenden Künste München finden und damit dauerhaft und museal ihre Existenz bewahren.
(Text: Albert Hien)
Die vorliegende Publikation erfasst den vollständigen Sammlungsbestand, nennt Porträtierte sowie Porträtierende und ordnet die Jahrgänge chronologisch. Der Katalog erscheint anlässlich der Präsentation der 123 Gipsköpfe in der Walter Storms Galerie in München (20.06. – 24.09.2022).