Kodiert und nicht in Latein
Roman
Anne Swalski
Niko Nowak aus einem oberschlesischen Dorf ist Sohn von
Wanderarbeitern aus Polen und der Tschechei; er hat sich mit Käthe,
einer Witwe aus bürgerlichem Haus, Ende der 1940er Jahre verheiratet.
Nach einem Unfall des kleinen Sohnes reist Niko in den Westen zu
seinem Bruder, um eine mögliche Umsiedlung vorzubereiten. Dort wird
er vom BND angeworben, das militärische Potential der oberschlesischen
Industrieregion auszukundschaften. Wieder zurück, kann Niko Nowak
nicht immer ungefährdet seine Beobachtungen machen, während er als
Bauführer in einer Kolchose seine Baustellen abfährt. Die Berichte schickt
er kodiert und in der alten Sütterlinschrift ab. Währenddessen sitzt seine
neunjährige Tochter, die Ich-Erzählerin, ebenfalls auf
Beobachtungsposten zum Alltagsleben und -sterben der Dorfbewohner.
Dabei entdeckt sie teils beunruhigende Verhaltenskodizes, denen sie
nachspürt. Im Besonderen nimmt sie das Unausgesprochene zu belasteten
Mutterschaften und zur unbotmäßigen Sexualität wahr. Die
Verstrickungen der eigenen Eltern in eben diese Problematiken erreichen
sie dann selbst.