Kommentarband
zu den Chorbüchern Cantabile 1-3
Hans Günther Bastian, Wilfried Fischer
In einer Zeit, in der Gospelchöre wie Pilze aus dem Boden schießen, mag ein Chorbuch, das mit traditionellem Fokus eine Auswahl aus fünf Jahrhunderten der Chormusikentwicklung zusammenträgt, auf den ersten Blick als anachronistisch erscheinen. Doch diese Auswahl muss nicht zugleich unzeitgemäß sein. Von daher richtet sich das bewusst in historischer Breite angelegte Repertoire keineswegs gegen die zunehmend beliebte Popularmusik, zumal diese durchaus auch in den Chorbüchern Cantabile 1-3 gewichtig vertreten ist. Vielmehr möchten die Herausgeber an die Fülle meisterhafter Chorsätze von der Renaissance bis zur Gegenwart erinnern, die den interessierten Chorsänger auch heute noch anzusprechen, ja zu begeistern vermögen und die zweifellos auch ihr Publikum finden.
Dabei liegen keineswegs nur ästhetische Motive zugrunde wie etwa die Verantwortung gegenüber dem historischen Erbe der Musik, das der heutigen musikinteressierten Jugend bzw. den durch Musik jung gebliebenen Sängerinnen und Sängern bewusst zu machen sei. Vielmehr zeigt sich in der praktischen Chorarbeit sehr deutlich, dass sich auch dem auf Spirituals, Gospels, jazznahe Chorsätze oder Evergreens der Popularmusik eingeschworene Choristen immer öfter der alte Grundsatz des variatio delectat als das einzig sinnvolle Auswahlprinzip musikalischen Tuns erweist. Die Erfahrung zeigt, dass eine einseitige Kunstausübung etwa im Sinne von „nur“ Gospels, „nur“ Folklore, „nur“ geistliche Chormusik, „nur“ Pop nach einer gewissen Zeit fast immer und bei fast allen Beteiligten einen gewissen Sättigungs- und damit Ermüdungsgrad erreicht, der nach Abwechslung drängt.