Kongenitale Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes
Symposium, Kassel-Wilhelmshöhe, 23./24. Februar 1961
Johannes Brodehl, Heinz Hungerland
Von H. HUNGERLAND Meine sehr verehrten Damen und Herren, Lassen Sie mich Sie alle, die Sie zu unserem Symposium über Fragen des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes hier nach Kassel gekommen sind, sehr herzlich begrüßen. Das gewählte Thema führt zwangsläufig dazu, daß der Pädiatrie ein verhältnismäßig breiter Raum eingeräumt worden ist. Aber das ist für mich nicht bestim mend gewesen. Die kongenitalen Störungen, so meine ich, stellen für den Kli niker ein Experiment dar, bei dem die Versuchsbedingungen oft sehr eng begrenzt und grobe Eingriffe in den Organismus vermie den werden. Über das Experiment in der Physiologie hat sich der Physiologe JOHANNES MüLLER gelegentlich geäußert, und er hat dem Sinne nach einmal gesagt, daß man die Natur in der verschie densten Weise quälen könne, sie würde immer in ihrer Qual eine Antwort geben. Er wollte damit die unsinnigen Experimente tadeln, die uns nur wenig sagen können, und er schloß: „Nichts ist schwieriger, als das gültige physiologische Experiment.“ Bei den kongenitalen Störungen, so glaube ich, scheint ein sol ches Experiment vorzuliegen, ein, wie wir auch sagen könnten, natürliches Experiment. Freilich ist diese Ausdrucksweise wohl nicht ganz richtig; denn wenn wir in dem Gehirn des Menschen eine natürliche Einrichtung sehen, und wenn wir das Entstehen einer Idee, die nur einem solchen Gehirn entspringen kann, als einen natürlichen Vorgang betrach ten, dann muß auch ein vom Menschen erdachtes Experiment folgerichtig als natürliches Experiment bezeichnet werden, und insofern kann man unseren Physiologen sicher nie einen Vorwurf machen.