Kooperation und kooperative Systeme in der Fahrzeug- und Prozessführung
M. Grandt, S. Schmerwitz
Am 25. und 26. November 2015 fand mit Unterstützung durch die Deutsche Marine, Marinekommando, in Rostock die 57. Sitzung des Fachausschusses L6.4 Anthropotechnik der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt – Lilienthal-Oberth e.V. (DGLR) statt. In diesem Jahr beschäftigte sich die Sitzung mit dem Thema „Kooperation und kooperative Systeme in der Fahrzeug- und Prozessführung“. In komplexen Arbeitsumfeldern nimmt der Informationsaustausch zwischen einzelnen Systemkomponenten – meist unabhängig davon, ob Aufgaben durch einen Menschen oder eine Maschine ausgeführt werden – eine wichtige Rolle ein. Den Akteuren müssen zur sicheren und effizienten Erfüllung ihrer Aufgaben alle für ihren Teilprozess relevanten Daten zeitgerecht und vollständig vorliegen, damit das Gesamtsystem sicher und effizient, aber auch robust gegen Störungen arbeiten kann. Aus einfachem Informationsaustausch wird dann schnell ein System komplexer Interaktion und Aufgabenverteilung. Diese immanent vorhandenen Abhängigkeiten und Interaktionen werden im Verkehrsmanagement oder in Produktionssystemen, jedoch auch in Systemen zur Unterstützung des verteilten Arbeitens in Teams oder örtlich dislozierten (teil-)autonomen Systemen (z.B. UAV, RPAS) zunehmend technisch abgebildet. Dadurch wird ein intensiver Austausch prozessrelevanter Daten / Informationen ermöglicht (z.B. im ATMBereich „System-wide Information Management – SWIM“ oder im Straßenverkehr Konzepte der Verkehrstelematik). Abstimmungsprozesse zwischen Systemkomponenten können auf diese Weise sehr viel häufiger, umfangreicher und schneller sowie im kooperativen System sogar autonom durchlaufen werden, um das System dynamisch an Änderungen anzupassen. Allerdings zeigen sich Tendenzen, z.B. in der Fahrzeugführung (Luft-, Straßen-, Schienen- und Seeverkehr gleichermaßen), bei denen der Fahrzeugführer kein hinreichendes Systemwissen aufrechterhalten und im Störfall weder das Systemverhalten voraussehen noch Aufgaben zeitgerecht und fehlerfrei übernehmen kann. Es muss also auch hier die Kooperation (und zuallererst Kommunikation) zwischen Menschen, Mensch und Maschine, aber auch Maschinen untereinander sichergestellt werden. Die diesjährige Fachausschusssitzung Anthropotechnik sollte aufzeigen, wie die Rollen von Akteuren (Menschen oder Maschinen) in zukünftigen Systemen ausgestaltet werden können und auf welche Weise hierbei eine effektive Kommunikation und Kooperation gewährleistet werden kann. Die Vorträge, die für den vorliegenden Tagungsband schriftlich ausgearbeitet wurden, beleuchteten sowohl Stand und Perspektiven im Bereich unbemannter (teil-)autonomer und/oder kooperativer Systeme in Hinblick auf die Rolle des Operateurs und mögliche Schlussfolgerungen aus ergonomischer Sicht als auch ergonomische Anforderungen an Technologien und Verfahren für die Gestaltung der aufgabengerechten Kommunikation bei örtlich verteilten Teams und in kooperativen Systemen. Für ihre Mitwirkung bei der diesjährigen Fachausschusssitzung gilt unser besonderer Dank den Vortragenden und Autoren. Der Deutschen Marine, Marinekommando, danken wir sehr herzlich für die freundliche Aufnahme und Unterstützung der diesjährigen Veranstaltung. Ebenfalls bedanken möchten wir uns bei der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH und dem DLR-Institut für Flugführung für die freundliche Unterstützung unserer Arbeit für den Fachausschuss Anthropotechnik.