Kopf hoch – sieht einfach besser aus
oder Frösche küssen ist auch keine Lösung
Ina-Maria Enn
Alina, ledig („zum zweiten Mal glücklich geschieden”), weiblich („sehr sogar“), jung (wenn sie nicht gerade ziemlich alt aussieht), hat Frühlingsgefühle. Doch wie in den vergangenen Jahren kann sie wieder mal „nicht die Spur von einem Mann vorweisen“– ihr letzter, Hans, hat nach nur 30 Wochen ausgerechnet heute beschlossen, nun doch seiner Frau treu werden zu wollen.
Eigentlich hätte das Alina stutzig machen müssen, cool und emanzipiert, wie sie sich andern gegenüber gibt. Aber eben nur anderen gegenüber. Schließlich muss nicht jeder gleich wissen, wie sie sich wirklich fühlt, dass sie so gar nicht glücklich ist, als Single und dass sie deshalb jahrelang gesucht hat – ohne Erfolg. Bis Hans kam, verheiratet und somit überhaupt nicht der Mann, den Alina wollte – aber ein unglaublich erfahrener Casanova. Doch Alina ist optimistisch – auch wenn es sich manchmal nur um Zweckoptimismus handelt. Also hat sie den Winter mit Hans genutzt. Jetzt sieht sie ihn so, wie sie ihn gern hätte: Er liebt sie und natürlich glaubt Alina nicht wirklich an die Trennung.
Wahrscheinlich ist sie selber schuld, weil sie geklammert hat. Das ist ihr Problem.
Aber Probleme sind dazu da, dass man sie löst! Und Alina ist schon mit ganz anderen Problemen fertig geworden als „gelernte DDR-Bürgerin“ und inzwischen schon erfahrene Wahl-Bayerin genau so, wie als Mutter von vier Kindern, drei inzwischen erwachsenen und ihrem Mama-Kind, der gerade heftig pubertierenden Anna.
So verordnet Alina sich eine Eigen-Psychotherapie: erstmal Kopf hoch! – Sieht einfach besser aus. – und sie schreibt. Nicht mehr Briefe oder Gedichte, wie in vielen einsamen Singlenächten, sondern etwas, wovon sie immer geträumt, was sie sich aber nie wirklich zugetraut hat: ein Buch.
Sie erzählt ihre Geschichte. Erzählt von ihrer Suche nach dem Richtigen, der keine Angst hat vor intelligenten Frauen, von einer emanzipierten Nicht-Emanze, die sich einen Mann wünscht zum Anlehnen, Träumen, Lachen, Streiten und Zärtlichsein. Sie erzählt von den Männern, denen sie begegnet, nimmt die Schwächen des „starken“ Geschlechts auf die Schippe und macht auch vor ihren eigenen nicht halt.
Sie schreibt so, wie sie ist: mal ironisch und frech, dann wieder nachdenklich; sie schreibt so, wie sie spricht: schnell und manchmal gibt sie sich selbst ein Stichwort – für eine Geschichte, die weit zurück liegt und doch dazu gehört.
Und sie schreibt was sie denkt: dass nie etwas nur schwarz ist oder nur weiß, wenn man nur genau hinschaut, dass ein Fehler nur so lange ein Fehler ist, bis man daraus lernt und dann eine Erfahrung, dass in jeder scheinbaren Katastrophe eine Chance steckt und dass es ungemein hilft, nicht alles so furchtbar ernst zu nehmen – sich selbst eingeschlossen.
Denn: Frösche küssen ist auch keine Lösung!