Krieg und Internet: Ausweg aus der Propaganda?
Stefan Krempl
Der Krieg geht in Serie – und die Massenmedien marschieren mit. Im Vorspann bauen die politischen Machthaber oft Bedrohungsszenarien zur Rechtfertigung auf. Die Propaganda wird verstärkt, vorbereitet von den Infokriegern in den „Kommunikationsbüros“, die nach dem 11. September 2001 noch einmal deutlich nicht nur von der US-Regierung aufgestockt wurden, und verbreitet von patriotischen Sendern wie Fox News. Erst im Abspann erfährt die Öffentlichkeit, dass sie massiv in die Irre geführt und bewusst belogen wurde.
Wo reift da eine Gegenmacht heran, die Sand in die Getriebe der Propagandamaschinen wirft? Im Internet überwachen immer mehr vernetzte Geister auf Mailinglisten und in Weblogs die offiziellen Verlautbarungen und die Nachrichten der traditionellen Medien. Die Infosphäre gibt deutlich mehr Stimmen Raum als die Presse oder der Rundfunk, auch Stimmen der „normalen“, von der Kriegspolitik direkt betroffenen Menschen. Kann es den Netzbürgern und ihrer kollektiven Detektivarbeit gelingen, die Wahrheit ans Licht zu bringen? Oder verstärken sie nur das Propagandagedröhne? Ist das Netz nicht auch längst militärischer Teil der Kriegsführung?
Um Antworten auf diese im „Krieg gegen den Terror“ besonders aktuellen Fragen zu finden, untersuchte der Autor wichtige Kommunikationsforen im Internet und verglich die dortigen Diskurse mit der Kriegsberichterstattung in meinungsmachenden Zeitungen wie der New York Times oder der Süddeutschen Zeitung. Sein Fazit: Die vernetzte Öffentlichkeit stellt ein Gegengift zur Kriegsrhetorik dar – aber die Entwicklung eines allgemeinen Impfstoffs daraus lässt noch auf sich warten.