Kriegerdenkmale in Münster
Quellen und didaktische Einordnungen
Philipp Erdmann, Daniel Gollmann
Kriegerdenkmale verdeutlichen anschaulich und öffentlich sichtbar, wie eine Gesellschaft im Lauf der Zeit ihre Vergangenheit erinnern wollte. Sie verweisen auf die politischen Einstellungen derjenigen, die sie errichteten. Viele sollten zum Zeitpunkt ihrer Einweihung dem Tod von Soldaten einen Sinn geben, indem sie die Kriegsfolgen einem höheren Ziel unterordneten: Menschen starben für das Wohlergehen ihres „Vaterlands“, lautet eine dieser Botschaften.
Vor allem zwischen den zwei Weltkriegen entstanden viele Kriegerdenkmale in deutschen Städten und Gemeinden. Die Kriegerdenkmale boten Orientierung für diejenigen Menschen, die vom Militarismus des Kaiserreichs geprägt waren und die Niederlage im Ersten Weltkrieg nur schwer akzeptieren konnten. Die nationalsozialistische Diktatur versprach den deutschen „Volksgenossen“, die Schmach des verlorenen Weltkriegs wiedergutzumachen und instrumentalisierte die gefallenen Soldaten für ihre Propaganda. Nach 1945 knüpfte das Gedenken an tote Soldaten des Zweiten Weltkriegs an die Traditionen der 1920er Jahre an, fand aber unter Eindruck der „moralischen und materiellen Katastrophe“ oft eine vordergründig sachliche, weniger revanchistische oder kriegsverherrlichende (Symbol-)Sprache.
In der heutigen Gesellschaft sind die Kriegerdenkmäler oft problematisch, zumindest aber unbequem. Denn ihre Aussageabsichten stehen dem gegenwärtigen Demokratie- und Friedensverständnis entgegen. Die Idee einer Heldenverehrung wurde durch die Erinnerung an Opfer von Kriegen und Diktaturen abgelöst. Der Umgang mit den steinernen Objekten wandelte sich im Lauf der Zeit vom Ort der Besinnung oder des Rituals zum Stein des Anstoßes oder der Gleichgültigkeit. Diesen politischen Wandel bilden Kriegerdenkmale nicht ab. Deshalb bedürfen
sie heute einer Einordnung.
Diese Quellensammlung versetzt Schülerinnen und Schüler, Studierende und alle Interessierten in die Lage, sich ein eigenes Werturteil über unterschiedliche Kriegerdenkmale oder Denkmäler im öffentlichen Raum der Stadt Münster zu bilden, die mit der Erinnerung an Kriege im Zusammenhang stehen.