Kunst als Botschafter einer künstlichen Nation
Studien zur Rolle der bildenden Kunst in der Auswärtigen Kulturpolitik der DDR
Christian Saehrendt
Im Oktober 2009 jährt sich die Gründung der DDR zum 60. Mal. In den vierzig Jahren ihres Bestehens unternahmen die Machthaber in Ostberlin große Anstrengungen, den östlichen Nachfolgestaat des Deutschen Reiches zu legitimieren. Eine zentrale Rolle kam dabei den Insignien staatlicher Souveränität zu: den Flaggen, Wappen, Grenzen, Botschaften – aber auch der Kunst.
Mit dem Export ’sozialistischer Kunst‘ in den Westen und mit repräsentativen Beiträgen zu internationalen Großausstellungen wie der documenta in Kassel oder der Biennale von Venedig sollte die Leistungsfähigkeit und Überlegenheit des Sozialismus in den Gattungen Malerei und Plastik demonstriert werden. Als Zugpferd diente die berühmte ‚Leipziger Schule‘ um die Maler Willi Sitte, Bernhard Heisig, Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer, die gerade auf dem westdeutschen Kunstmarkt gute Resonanz fanden.
Doch wie versuchte die DDR, Erfolg und Ansehen ihrer Kunst auf das eigene politische System zu übertragen? Bot die bildende Kunst in den 1970er und 1980er Jahren ein eleganteres, effizienteres Propagandainstrument, zeitgemäßer als die plumpe Flugblatt-Rhetorik des Kalten Krieges? Und welche Wirkung entfaltete die Kunst aus der DDR in den westlichen Ländern?