Kunst und Künstler im alten Kiel (1773-1864)
Ein kultureller Mittelpunkt im Norden
Telse Wolf-Timm
Die dänische Zeit von 1773 bis 1867, gelegentlich auch die „goldenen Jahre“ genannt, brachte für Schleswig-Holstein zahlreiche kulturelle Errungenschaften mit sich. Die Stadt Kiel entwickelte sich innerhalb eines Jahrhunderts zu einem kulturellen Mittelpunkt im Norden: sie wurde, nicht zuletzt aufgrund ihrer besonderen Lage an der Förde, zu einem Anziehungspunkt für auswärtige Künstler; aus Kiel stammende Maler wie Johann Ludwig Lund und Heinrich Christian August Buntzen studierten an der berühmten Akademie in Kopenhagen und die Begründung des Schleswig-Holsteinischen Kunstvereins 1843 gab dem künstlerischen Leben der Stadt weiter Auftrieb. Wenn man heute die spätromantischen und biedermeierlichen Stadtansichten und Landschaftsbilder der Kieler Umgebung aus dänischer Zeit betrachtet, so präsentiert sich scheinbar eine „heile Welt“. Doch sind die Kunstwerke dieser Zeit in erster Linie Ausdruck bürgerlicher Sehnsüchte, denn die Epoche litt trotz aller äußerlichen Beschaulichkeit an den durch die Französische Revolution ausgelösten Verunsicherungen und den Nachwehen der Napoleonischen Kriege. Ungeachtet der idealisierenden Darstellung sind die Stadtansichten und Veduten heute jedoch auch topografische Quellen eines lange verschwundenen Stadtbildes.