Lachen und Komik in Giovanni Boccaccios Decameron
Elisabeth Arend
Giovanni Boccaccios „Decameron“ ist ein Schlüsseltext in der Geschichte des Lachens und der Komik. Diese Studie macht es sich zur Aufgabe, dies erstmals systematisch zu untersuchen. Aufbauend auf der Analyse beider Phänomene wird eine kulturwissenschaftlich fundierte Gesamtinterpretation der Novellensammlung entwickelt. Ausgehend von der Prämisse, daß es keine Komik ohne (implizites) Lachen gibt, sehr wohl jedoch ein Lachen ohne Komik, wird der in der bisherigen Forschung selbstverständliche Nexus von Lachen und Komik aufgelöst. So kann die Untersuchung des Lachens eine Vielzahl neuer Perspektiven öffnen und verdeutlichen, daß das Lachen ein wesentlicher Bestandteil der neuzeitlichen Anthropologie des „Decameron“ ist. Die Untersuchungen zur Komik bauen auf theoriegeschichtlichen Überlegungen auf und fragen nach einer (ungeschriebenen) Theorie des Komischen im Werk Boccaccios. Codiert im Lachen und verborgen durch die Komik werden im Decameron Antworten auf die Infragestellung von Normen, Werten und Verhaltensmustern durch den tiefgreifenden Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft während der Età comunale gegeben. Die komplexen Übersetzungsprozesse der Schwellenzeit zwischen Mittelalter und früher Neuzeit finden ihren kongenialen Ausdruck im Lachen und in der Komik des „Decameron“.