Leipzigs klingende Möbel – Selbstspielende Musikinstrumente 1880–1930
Katalog zur Sonderausstellung „music.mp0 – Selbstspielende Instrumente aus Leipzig“ im Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig 30.10.2015–30.01.2016
Birgit Heise
Die aufstrebende Messestadt Leipzig entwickelte sich im späten 19. Jahrhundert zu einem bedeutsamen Zentrum für die Herstellung mechanischer Musikwerke. Geniale Leipziger Erfinder und Fabrikanten, Geschäftsleute und Händler machten aus den anfänglichen Manufakturen ein Industriezentrum mit Fabriken für mechanische Musikwerke mit Hunderten, ja Tausenden von Arbeitern. Waren bislang hochwertige Instrumente nur der Oberschicht vorbehalten, konnte sich mit der beginnenden Massenproduktion jetzt auch die Mittelschicht einfache selbstspielende Musikinstrumente leisten, was zu einem regelrechten Nachfrage-Boom führte, der wiederum immer neue Ideen und Weiterentwicklungen beförderte. Bemerkenswert hierbei ist: Die weltweite Nachfrage wurde zu mehr als der Hälfte von den Leipziger Fabriken gestillt. Nach dem Ersten Weltkrieg und in den wirtschaftlich schwierigen 1920er Jahren waren es deutlich weniger Instrumente, aber einige Fabriken, wie die Ludwig Hupfeld AG, arbeiteten noch bis in die 1930er Jahre.
Die Leistung dieser namhaften Industriellen damaliger Zeit und ihr Wirken in Leipzig sind bei der heutigen Bevölkerung nahezu unbekannt. Kaum jemand kann sich heute vorstellen, in welcher riesigen Zahl diese Instrumente hergestellt wurden und welche Größe die Werkstätten und Fabriken der damaligen Zeit erreichten. Damit die Errungenschaften damaliger Zeit nicht in Vergessenheit geraten und bei der heutigen Leipziger Bevölkerung erneut Beachtung finden, organisiert das Museum für Musikinstrumente Leipzig in Kooperation mit der Gesellschaft für Selbstspielende Musikinstrumente e.V. eine Sonderausstellung, die den Weg von den frühen Organetten Paul Ehrlichs aus den 1870er Jahren bis zu den Jazz-Orchestrions der 1920er Jahre nachzeichnet. Der reich bebilderte Katalog dokumentiert die Ausstellung; ein QR-Code ermöglicht zudem, eine Auswahl der ausgestellten Instrumente auch am heimischen Rechner optisch und natürlich klanglich zu erleben.