Chantal Akermans Verschwinden
Les Rendez-vous de Tarnów
Tine Rahel Völcker
Chantal Akerman war wohl eine der ungewöhnlichsten Filmemacherinnen ihrer Zeit. Nicht zuletzt, weil sie
als Frau den Kamerablick radikal veränderte und weil sie als Tochter polnisch-jüdischer Emigranten in den
westlichen Metropolen keine Heimat, sondern ein permanentes Provisorium sah. Tine Rahel Völcker reiste
mit sechs Akerman-Filmen im Gepäck nach Tarnów, einer pittoresken Kleinstadt im Südosten Polens: Dort
haben bei der letzten Wahl über 60 Prozent der Bevölkerung für rechte oder rechtsradikale Parteien gestimmt.
1942-43 wurde die komplette jüdische Bevölkerung, die Hälfte der Stadt, von den deutschen Besatzern
ermordet. Hier wurde 1928 Chantal Akermans Mutter geboren. Das Buch folgt den Spuren des Vergangenen,
Ausgelöschten, Unsichtbaren.