Liberté, Egalité, Fragilité
Über die Zerbrechlichkeit der Demokratie
Emil Kowalski
Ist die liberale Demokratie ein sinkendes Schiff? Mitten in Zeiten prosperierender Wirtschaft macht der sogenannte Westen eine Phase des ›hedonistischen Pessimismus‹ durch, Bücher mit Untergangsszenarien genießen eine lebhafte Konjunktur. Man fürchtet sich vor der digitalen Revolution und der Künstlichen Intelligenz, es gibt eine diffuse Angst vor der Beherrschung der Menschheit durch Roboter mit übermenschlichen kognitiven Fähigkeiten. Konkretere Sorgen resultieren aus Klimaproblemen, Terrorismus, Migration und der politischen Entwicklung – man sucht wieder Zuflucht bei autoritären Persönlichkeiten, Populisten haben leichtes Spiel, der demokratische Konsens gerät ins Wanken. Es tut sich jedoch kein brauchbares neues Modell der Gesellschaft am Horizont auf. Hat also die liberale Demokratie ausgedient oder sind das alles nur Hinweise darauf, dass die liberale Demokratie aufgrund ihrer Dynamik und der Fähigkeit, mit ihrer Unvollkommenheit zu leben, alternativlos ist und nur einer Weiterentwicklung bedarf?