Liturgische Metamorphose
Verein Sankt Thomas von Aquin e.V.
Die in letzter Zeit wieder aufgeflammten Diskussionen bzw. Konflikte um die „überlieferte römische Messe“ zeigen, daß die römische Liturgie bis heute die Geister bewegt. Mit der Einführung des „Novus Ordo Missae“ im Jahr 1969 hatte Paul VI. den Stein ins Wasser geworfen, der die Wellen auslöste, die seither mal mehr, mal weniger heftig durch die kirchlichen Kreise toben. Was war geschehen?
Das „II. Vatikanische Konzil“ (1962-1965) hatte eine „Neuordnung der Liturgie“ beschlossen, die schließlich in den „Novus Ordo“ Pauls VI. mündete. Von dem Ergebnis zeigten sich viele Katholiken schockiert, zumal in der konkreten Erscheinung vor Ort sich zeitgeistige Auswüchse ungeahnter Art und Ausmaßes präsentierten. Es entstand die Szene der „Traditionalisten“, die die „Neue Messe“ ablehnten und zur „alten“ zurückkehren wollten, worunter sie die Liturgie verstanden, wie sie vor dem „II. Vatikanum“ gefeiert worden war.
Der Gegensatz zwischen „alter“ und „Neuer Messe“ bestimmte fortan die Kontroverse, wobei ganz aus dem Gesichtsfeld geriet, daß die „Neue Messe“ nicht vom Himmel gefallen war, sondern eine Vorgeschichte hatte, die lange vor dem „II. Vatikanum“ begann. Der „Novus Ordo“ war das Ergebnis eines Entwicklung oder besser einer Umwandlung, einer „alchimistischen Transformation“ der Liturgie, für die vor allem ein Mann verantwortlich war: Annibale Bugnini. Bugnini, Lazaristenpater und später Erzbischof, saß von 1948 bis 1975 mit nur einer kurzen Unterbrechung von gut zwei Jahren in den entscheidenden Positionen, um dieses Werk durchzuführen und zu vollenden.
Vorliegende Broschüre versucht, beginnend mit den Anfängen in der „Liturgischen Bewegung“, jedoch mit dem Schwerpunkt auf dem Werk Bugninis, diese „Metamorphose“ nachzuzeichnen, die von der „Neuordnung der Karwoche“ zu Beginn der 1950er Jahre unter Pius XII. bis zur „Neuen Meßordnung“ Pauls VI. Ende der 1960er Jahre reicht. Dabei wird deutlich, daß zwar tatsächlich erst der „Novus Ordo“ ein vollständiges Abrücken vom Wesen der Hl. Messe bedeutet, daß aber bereits in den von den „Traditionalisten“ bevorzugten liturgischen „Büchern Johannes’ XXII.“ von 1962 der Keim dazu steckt. Dies scheint ein wichtiger Beitrag, um die Hintergründe der liturgischen Auseinandersetzungen besser zu verstehen.