logbuch 1
Rolly Brings
Es beginnt mit dem ersten Kanzler, dem berühmtesten Rosenzüchter vom Rhein und hört (vorerst) 1973 mit Allendes Tod auf. Die Geschichte der BRD und der DDR seit 1949 – alles, was uns und die Welt bewegte (oder gar nicht wahrgenommen wurde) – impressionistisch zu Wort gebracht in Form von Aufzählungen, Schlagworten, erinnerten Streifzügen. Listig-kodiert, dada-verwandt, wortwörtlich wortspielend und entlarvend. Man muss in jedem Fall aufpassen, sich konzentrieren, mitdenken und hingeben, gegebenfalls auch mal im Lexikon nachschlagen. Sonst wird man wortgewaltig in die Knie gezwungen.
Das Angenehme ist, dass hier ein politischer Künstler am Werk ist, ohne den Zeigefinger belehrend in die Höhe zu heben. Die CD ist eher eine Bestandsaufnahme – Gedanken muss man sich selber machen und Bewertungen selber vornehmen. Unangenehm mag das dem einen oder anderen insofern sein, als dass die CD eine gewisse intellektuelle Herausforderung darstellt.
Musikalisch segelt „Logbuch 1“ auf den Wellen des Rock, groovig angelegt, abwechslungsreich mit inselartigen Zitaten aus der Rockgeschichte und mit Anklängen an Chansons und Kabarett-Stückchen. Manchmal wird es sogar richtig schräg und schrill.
Selbst wenn man nicht auf die Texte achtet, kommt keine Langeweile auf. Die Musik schafft Stimmungen, die auch ohne Worte funktionieren. Mit dem Ohr beim Text, wird schnell klar, wie und wo die Musik die Worte trägt, verstärkt und unterstützt.
Eine unterhaltsame Auseinandersetzung mit der jüngsten Historie auf hohem Niveau, kongenial von Günter Ulbrich durch 12 Objekte begleitet. Hier wurde inhaltlich, sprachlich, musikalisch und gestalterisch Sorgfalt an den Tag gelegt.