„Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon!“
Grundsatzüberlegungen zu einer Ethik der Finanzmärkte
Jörg Hübner
Die letzte Finanzkrise mit ihren gravierenden Auswirkungen auf die Weltwirtschaft führt vor Augen: Der globale Finanzmarkt hat sich von der Realwirtschaft weitgehend losgekoppelt. Um solche Krisen in Zukunft zu verhindern, gilt es, die Finanzmärkte an der menschengerechten Gestaltung des Globalisierungsprozesses wirksam zu beteiligen und damit gesellschaftlich einzubinden. Dies würde nicht nur der zusammenwachsenden Weltgemeinschaft, sondern auch der Effizienz des globalen Finanzmarktes dienen. Zu einer Globalisierung der Menschenrechte hat die Finanzindustrie einen entscheidenden Beitrag zu leisten. Mit dieser Zielsetzung ist in theologischer Perspektive eine Wirtschaftsethik als Ethik der Anreizstrukturen für Unternehmen und Unternehmer in der Finanzbranche zu entwickeln. Welche Rolle kommt dabei den institutionellen Investoren, den viel geschmähten Hedgefonds, den Rating-Agenturen, den Banken, der Bankenaufsicht und den großen internationalen Finanzinstitutionen zu? Die Reform der Finanzmärkte muss innerhalb der Wirtschaftsstrukturen selbst beginnen, wenn der Nationalstaat nicht zum allmächtigen Regulierer verkommen soll.