Malerinnen unter Männern – um 1800 in Dresden
Martina Sitt
Im Dresdner Wohnhaus des Malers Gerhard von Kügelgen bewegten sich nicht nur bekannte Künstler und Schriftsteller wie etwa Goethe und Caspar David Friedrich, sondern auch viele zu ihrer Zeit namhafte Künstlerinnen, die ihn als Lehrer und Mentor betrachteten. Obwohl es sich um talentierte, moderne und selbstständige Frauen handelte, die sich erfolgreich ihren
Weg durch eine von Männern dominierte Kunstwelt bahnten, kennen und sehen wir heute kaum etwas von ihnen: Die wenigsten Originale sind signiert, viele Werke verbergen sich hinter dem (angeheirateten) Familiennamen, werden falsch (Männern) zugeschrieben oder bleiben im Depot. Im Rahmen eines Projektseminars der Universität Kassel in Dresden 2021
wurden eine Reihe bedeutender Künstlerinnen und ihre Werke ans Licht gebracht. Die Studierenden agierten als Paten für je eine dieser Malerinnen und zeichneten die komplexen Netzwerke nach, in denen sich in den bürgerlichen Salons gemeinschaftlich Künstler, Musiker und Schriftsteller zu Diskussionen und zum Austausch zusammenfanden. Zeitlich liegt der Fokus auf den „frauenfreundlichen“ Jahren vor und kurz nach 1800. In diesem Kontext wird auch das Arbeitsfeld der Reproduktion und Künstler-Kopie vorgestellt, das hinsichtlich der Ausbildung und Karrierechancen von Frauen eine wichtige Rolle spielte.
Die Texte schildern die individuellen Ausgangssituationen und Lebenswege
u.a. von Caroline Bardua, Therese aus dem Winckel, Therese Richter
oder Dora Stock.