Malerische Schöpfungen
Emil Wachter zum 90. Geburtstag Werke in der Sammlung Würth
Clemens Jöckle, Hans Maier, C. Sylvia Weber
Emil Wachter, geboren 1921, ist Maler, Grafiker, Bildhauer und Theologe. Von Anfang an wirkte er abseits der gängigen Maßstäbe des künstlerischen Zeitgeschehens und ist doch fest verwoben im kulturellen Erbe Europas. Er unterbrach sein Theologie- und Philosophiestudium und leistete un-freiwillig Kriegsdienst in Russland und Frankreich. Bereits 1943, noch als Soldat, begann er mit der Ölmalerei. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges widmete er sich an den Kunstakademien in München und Karlsruhe der Malerei und Bildhauerei, zuletzt studierte er bei Erich Heckel. Nach einer Professur an der Karlsruher Akademie entschied sich Wachter, freischaffend tätig zu sein. 1966 wurde er mit dem Hans-Thoma-Preis, Staatspreis des Landes Baden-Württemberg, ausge-zeichnet. Der Öffentlichkeit wurde er seit Mitte der 1950er-Jahre vor allem durch seine Kirchenausstattungen bekannt: die Bildprogramme in St. Oswald, Buchen/Odenwald, St. Kilian, Osterburken, St. Elisabeth, Landau, die Gestaltung der Autobahn-Kirche St. Christophorus in Baden-Baden, die Betongussreliefs der Adveniat-Krypta des Essener Münsters, die Fenster von St. Marien in Neuss oder die Deckenmalerei in St. Kilian in Ettlingen sind nur einige Beispiele.
Im Zentrum von Wachters Schaffen steht von Anbeginn der Mensch. Immer wieder rührt der Künstler an Grundfragen menschlicher Existenz und greift hierzu vor allem auf die Bibel zurück. Insbesondere in den Erzählungen des Alten Testaments findet er Aussagen, die gleichermaßen allgemeingültig wie aktuell zu lesen sind. Die Farben der Bilder, von stark leuchtend bis abgetönt, von heiter bis düster, haben auf den ersten Blick eher expressiven Charakter. Im Kern sind sie der Darstellung des Lichtes und damit – im Sinne Wachters – der Transzendenz verpflichtet.
Neben den eher metaphorischen Themen entstehen ganze Zyklen, die er den klassischen Diszipli-nen Landschaft, Stillleben und Porträt widmet. Rein quantitativ überwiegen die Stillleben. In ihnen entfaltet er seine gewagtesten Kompositionen: Bisweilen ordnet er disparate gegenständliche und farbige Akzente in ungewöhnlicher Rhythmik so weit voneinander entfernt an, dass dabei die gro-ßen Flächen des Grundes in Spannung geraten. In jüngster Zeit gesellen sich als Motivgruppe zahl-reiche ‚Vögel‘ hinzu, deren Welt vom Künstler auch stellvertretend für menschliches Gebaren gesehen wird.
Seit vielen Jahren ist Wachter ein Garant für dichte und vielschichtige malerische Kompositionen. Im Großen wie im Kleinen, im Komplexen wie im Einfachen thematisiert er das Walten des göttlichen Schöpfungsprinzips. In diesem Sinne erläuterte der Künstler 1995 in der Gründungsveranstaltung der Emil Wachter-Stiftung sein Kunstwollen: ‚Was von uns stammt – ein Glas, eine Flasche, der Teller, ein paar Tuben –, zusammen mit dem, was nicht von uns stammt – einem Ei, Apfel oder Kürbis –, ergibt in äußerster Konzentration ein Bild des Weltganzen.‘